DAS LEBENSWERK - EDITH BRECKWOLDT

DAS LEBENSWERK - EDITH BRECKWOLDT

Die Hamburger Künstlerin Edith Breckwoldt (1937-2013) hat seit den 1990er Jahren eine beachtliche Sammlung an Skulpturen geschaffen. Bekannt wurde sie vor allem durch groβformatige Skulpturen, wie sie auf dem Mahnmal St. Nikolai in Hamburg und auf dem Rathausplatz ihrer Geburtsstadt Lauenburg stehen.

Erst spät zur Kunst gekommen, besticht Edith Breckwoldt mit ihren Werken durch eine vielseitige Formgebung und eine anspruchsvolle Materialgestaltung. Ihr künstlerischer Prozess basiert nicht auf einem konzeptionellen, sondern einem emotionalen Schöpfungsprozess. Zentral für die Künstlerin ist die Abbildung von Gefühlen, welche sie im Werdungsprozess der Skulpturen von innen heraus wahrnahm und durch die Skulpturen visualisierte. Im Ergebnis entstand eine Vielzahl von abwechslungsreichen Formen, aus denen teils voluminöse, komplexe, figurative Arbeiten, aber auch filigrane, abstrakte Werke wurden. Die Vielseitigkeit der Künstlerin spiegelt sich auch in den verwendeten Materialien wieder: Bronze, Ton, Stein und Aluminium.

Die Aussergewöhnlichkeit der Werke Edith Breckwoldts liegt vor allem in einer Art visueller Herausforderung. Der Betrachter mag ihre teils figurativen, teils abstrakten Werke zunächst der klassischen Moderne zuordnen und damit zwar alszeitlos, aber nicht „auf der Höhe der Zeit“ empfinden. Während aber Skulpturen der klassischen Moderne das Ergebnis eines langen und bedachten Prozesses waren, zeigen die Werke Edith Breckwoldts einen ganz anderen Schöpfungsprozess: ihre Gefühlswelt als Augsangspunkt einer spontanen Formgebung – “Gefühlte Formen”. Sie schlägt somit eine Brücke zwischen dem konzeptionellen, figurativen Ansatz der Moderne und dem nach innen gewendeten, spontanen, abstrahierenden Prozess der amerikanischen Expressionisten. Ihr autodidaktischer Werdegang unterscheidet sie von vielen traditionellen Künstlern und macht sie zu einer Künstlerin, deren Kunst sich von dem allgegenwärtigen Hype um Formlosigkeit, Abstraktion und Performance absetzt und eine eigene Ebene von Kunst etabliert, welche losgelöst vom zeitlichen und gesellschaftlichen Kontext zu einer Rückkehr zur Essenz des Seins auffordert. Sie zielt mit ihrer Kunst immer auf den Betrachter, den sie erreichen, berühren will.

Edith Breckwoldt wollte, dass ihre Werke vom Betrachter mit allen Sinnen erfasst werden. Deshalb forderte sie Betrachter in Ausstellungen auf groβen Plakaten auf „Bitte berühren“. Durch das Berühren, das Anfassen der Skulpturen wollte die Künstlerin, dass ihre Skulpturen vom Betrachter nicht nur wahrgenommen, sondern auch gefühlt werden. Damit schlieβt sich dann der Kreis der „gefühlten Formen“ zwischen Künstlerin und Betrachter.